Trockenmittel sind Stoffe, die Wasserdampf oder andere Feuchtigkeit aus ihrer Umgebung aufnehmen und an sich binden können. Typischerweise kommen sie in verschiedensten Industrie- und Technikbereichen, in Chemie- und Laboranwendungen und in Verpackungen zum Einsatz. Dort werden Trockenmittel eingesetzt, um Anlagen, Prozesse und Materialien zuverlässig vor Korrosion, Verunreinigungen oder Schimmel zu schützen.
Wie funktionieren Trockenmittel und wie nehmen sie Wasser auf?
Bevor wir uns die verschiedenen Optionen im Detail anschauen, ist es wichtig zu verstehen, wie Trockenmittel funktionieren. Hierzu gibt es verschiedene Wirkungsweisen, die je nach geplanter Anwendung Vor- und Nachteile mit sich bringen. Die meisten Trockenmittel nehmen entweder durch das Prinzip der Absorption oder dem der Adsorption Feuchtigkeit auf. Was sich im ersten Moment fast gleich anhört, sind bei genauerem Hinschauen zwei grundlegend verschiedene Vorgänge.
Absorption (z.B. Calciumchlorid)
Bei der Absorption von Wasser wird Feuchtigkeit tief in das Innere des Trockenmittels aufgenommen, wodurch der Vorgang als Volumenprozess bezeichnet wird – vergleichbar mit einem Schwamm, der sich mit Wasser vollsaugt. Das ist effektiv, wenn in einer sehr feuchten Umgebung (hohe rF) sofort viel Feuchtigkeit aufgenommen werden muss. Gleichzeitig ist das Trockenmittel jedoch nur 1x verwendbar und nicht für empfindliche Anwendungen geeignet, da es bei der Absorption zur Flüssigkeitsbildung kommen kann.
Adsorption (z.B. Silicagel, Molekularsieb, aktiviertes Aluminiumoxid)
Die Adsorption ist dagegen ein Oberflächenprozess. Hier dringen die Wassermoleküle nicht in das Innere des Trockenmittels ein, sondern lagern sich an der Oberfläche in unzähligen kleinen Poren an. Dort werden sie durch physikalische Wechselwirkungen festgehalten – ähnlich wie ein Magnet. Dieser Prozess ermöglicht eine äußerst saubere Feuchtigkeitsaufnahme in den Trockenperlen und kann nach einer Regeneration des Materials wiederholt werden. Die effiziente Wirkung ist dafür immer abhängig von Umgebungstemperatur und relativer Feuchtigkeit in der Umgebung.
Chemische Reaktion (z.B. Calciumoxid)
Eine weitere Möglichkeit ist das Zustandekommen einer chemischen Reaktion. Beim Kontakt mit Feuchtigkeit reagiert das Trockenmittel und bildet einen neuen Stoff in einer anderen Form, wodurch die Feuchtigkeit aus der Umgebung entzogen wird. Die Reaktion ist in der Regel zuverlässig, birgt aber das Risiko von chemischen Rückständen, die beim Trocknungsprozess entstehen können.

Silicagel
Zu den am weitesten verbreiteten Trockenmitteln gehört Silicagel – auch Kieselsäure oder Kieselgel genannt. Es handelt sich dabei um ein amorphes, hochporöses Material mit einer enormen inneren Oberfläche. Diese Struktur ermöglicht es, große Mengen Wasser an der Oberfläche zu binden, wo sich die Wassermoleküle in den Poren anlagern. Silicagel ist mehrfach regenerierbar, kann also durch Erhitzen wieder getrocknet und erneut eingesetzt werden. Es ist chemisch inert und reagiert deshalb nicht mit anderen Stoffen und eignet sich somit für eine Vielzahl von Anwendungen.
Die Trockenperlen sind in unterschiedlichen Varianten und Körnungen verfügbar, können mit Farbindikatoren zur Sättigungsanzeige ausgestattet werden und bieten eine saubere, sichere Lösung ohne Auslaufen. Silicagel eignet sich also besonders für eine universelle Feuchtigkeitskontrolle und bietet je nach Umgebungstemperatur und -feuchtigkeit passende Optionen.
Molekularsieb
Ein weiteres wichtiges Trockenmittel sind Molekularsiebe. Sie gehören zur Gruppe der synthetischen Zeolithe und zeichnen sich durch eine exakt definierte Porengröße aus. Diese Struktur erlaubt eine hochselektive Adsorption, sodass Molekularsiebe nicht nur Wasser, sondern je nach Variante auch gezielt bestimmte Moleküle zurückhalten können. Ihre Adsorptionskapazität ist bei niedriger relativer Luftfeuchte höher als die von Silicagel, weshalb sie gerne für die die präzise Trocknung von Restfeuchtigkeit im ppm-Bereich eingesetzt werden – etwa in der Gasaufbereitung oder in der chemischen Industrie. Darüber hinaus sind Molekularsiebe mechanisch äußerst stabil und behalten ihre Leistungsfähigkeit auch über viele Regenerationszyklen hinweg. Dadurch eignet es sich vor allem für hochspezialisierte Trocknungs- und Filterprozesse.
Aufgrund ihres komplexeren Aufbaus sind Molekularsiebe vergleichsweise teuer. Für die reine Feuchtigkeitskontrolle in Standardanwendungen, bei denen keine Trocknung im ppm-Bereich und auch keine Adsorption weiterer Stoffe gefordert ist, sind sie dementsprechend weniger geeignet.
Aktiviertes Aluminiumoxid
Aktiviertes Aluminiumoxid ist ein vielseitiges Trockenmittel, das sich durch seine poröse, hochaktive Oberfläche auszeichnet. Diese Oberfläche entsteht, indem normales Aluminiumhydroxid thermisch so stark erhitzt wird, bis dadurch die Hydroxidgruppen zerstört werden und sämtliches Wasser aus dem Material ausgetrieben wird. Zurück bleibt ein thermisch und mechanisch äußerst robustes Granulat mit hoher Adsorptionsleistung. Dadurch eignet es sich besonders für die Trocknung von Gasen und Flüssigkeiten, die Entfernung von Spurenelementen wie Fluorid oder Schwefelverbindungen sowie als Träger für Katalysatoren in chemischen Prozessen.
Das Material ist thermisch stabil und mechanisch robust, wodurch es sich über viele Regenerationszyklen hinweg zuverlässig einsetzen lässt. Aufgrund seiner höheren Selektivität und Widerstandsfähigkeit wird aktiviertes Aluminiumoxid bevorzugt in industriellen Anwendungen eingesetzt, in denen eine gleichbleibend hohe Adsorptionsleistung erforderlich ist, während es in einfachen Standardtrocknungsprozessen oft durch kostengünstigeres Silicagel ersetzt wird.
Calciumchlorid
Calciumchlorid ist ein stark hygroskopisches Trockenmittel, das Feuchtigkeit besonders schnell aus der Umgebung aufnimmt. Es handelt sich um ein kristallines Salz, das in fester Form Wasser aus der Luft chemisch bindet und dabei in Lösung übergeht. Im Vergleich zu Silicagel oder aktivem Aluminiumoxid arbeitet Calciumchlorid besonders gut bei hoher Luftfeuchtigkeit und eignet sich daher ideal für Anwendungen wie zum Beispiel die Luftentfeuchtung.
Ein wesentlicher Vorteil von Calciumchlorid ist seine hohe Adsorptionskapazität und sein niedriger Preis. Gleichzeitig hat es den Nachteil, dass es sich bei Kontakt mit Wasser auflöst und dadurch nicht regenerierbar ist. Dadurch sollte immer auf ein geeignetes Auffangsystem geachtet werden, um Verunreinigungen und Schäden durch das ungewollte Austreten von Flüssigkeit zu vermeiden. Eingesetzt wird es deshalb vor allem für Einweg- oder kurzfristige Trocknungsprozesse, während in industriellen Anwendungen zur reinen Feuchtigkeitskontrolle eher auf Silicagel oder aktiviertes Aluminiumoxid gesetzt wird.
Calciumoxid
Calciumoxid, auch als Branntkalk bekannt, ist ein stark hygroskopisches Trockenmittel, das Feuchtigkeit chemisch aufnimmt und dabei zu Calciumhydroxid umgewandelt wird. Aufgrund seiner hohen Affinität zu Wasser eignet es sich für die Entfernung von Wasser aus neutralen und basischen Gasen, Aminen sowie niedrig siedenden Alkoholen und Ethern. Es nimmt Wasser sehr langsam auf und wird daher häufig für die Entfernung von Restfeuchte z.B. in Verpackungen eingesetzt, wo es den Inhalt konstant trocken hält.
Calciumoxid ist stark basisch und ätzend und muss vorsichtig gehandhabt werden. Es wird daher vor allem in Einweg- oder Sonderanwendungen eingesetzt, auch wenn es theoretisch regenerierbar wäre.
Trockenmittel im direkten Vergleich
Silicagel
kosteneffizient
einfach regenerierbar
breiter Einsatzbereich
bindet nur Wasser
Ungeeignet für präzise Resttrocknung
Molekularsieb
regenerierbar
Präzise Selektivität
Adsorbiert mehr als nur Wasser
Trocknung im ppm-Bereich
Höhere Kosten
Aktiviertes Aluminiumoxid
Kosteneffizient
regenerierbar
Mechanisch und thermisch äußerst stabil
Geeignet bei hoher Luftfeuchtigkeit
Calciumchlorid
günstig
Hohe Wasseraufnahme
Geeignet für hohe Luftfeuchtigkeit
Einmalverwendung
bildet flüssige Lösung
Calciumoxid
günstig
Starke Wasserbindung
Geeignet für konstante Trocknung bei niedriger Luftfeuchtigkeit
Einmalverwendung
Stark basisch und ätzend
So wählen Sie das richtige Trockenmittel
Die Wahl des richtigen Trockenmittels hängt letztendlich stark vom Anwendungsbereich ab. Während Silicagel durch seine Regenerierbarkeit, chemische Stabilität und Vielseitigkeit überzeugt, bieten Molekularsiebe höchste Präzision und Kapazität bei der Entfernung von geringster Restfeuchtigkeit. Aktiviertes Aluminiumoxid eignet sich hervorragend für robuste technische Anwendungen, während Calciumchlorid und Calciumoxid in simplen, kostengünstigen Einweg-Lösungen eingesetzt werden. Damit ist für jede Herausforderung im Umgang mit Feuchtigkeit ein passendes Trockenmittel verfügbar – zuverlässig, sicher und effizient.
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SILICAGEL MOLEKULARSIEB