So wirken sich verschiedene Korngrößen auf Ihr Trockenmittel aus

Erfahren Sie, wie die Korngröße von Silicagel und Molekularsieben die Adsorptionsgeschwindigkeit, Stabilität und Regeneration beeinflusst – praxisnah erklärt.


Trockenmittel wie Silicagel oder Molekularsiebe spielen eine entscheidende Rolle, wenn es darum geht, Feuchtigkeit aus Umgebungsluft, Gasen und Flüssigkeiten zuverlässig zu entfernen. Ob in Laboranwendungen, bei der industriellen Lufttrocknung oder in sensiblen Prozessen der Chemie und Pharmazie – ihre Leistungsfähigkeit hängt nicht nur vom Material selbst ab, sondern ganz wesentlich von der Korngröße des eingesetzten Granulats.

Die Korngröße beschreibt den Durchmesser der einzelnen Perlen und wird in Millimetern angegeben (z. B. 1,6–2,5 mm oder 3,0–5,0 mm). Sie beeinflusst, wie schnell die Adsorption erfolgt, wie hoch der Druckverlust im System ausfällt und wie stabil das Material bei längerem Einsatz bleibt. Damit ist die richtige Auswahl der Korngröße ein entscheidender Faktor, um Effizienz, Energieverbrauch und Standzeit von Adsorptionssystemen zu optimieren.


Bedeutung der Korngröße

Die Korngröße ist einer der zentralen Parameter, der die Leistung von Trockenmitteln bestimmt. Sie wirkt sich auf verschiedene physikalische und chemische Eigenschaften aus, die wiederum den praktischen Einsatz beeinflussen. Die wichtigsten Einflussfaktoren im Detail sind:


Adsorptionsgeschwindigkeit.

Feine Körnungen besitzen eine größere spezifische Oberfläche pro Volumeneinheit. Das bedeutet, dass mehr Moleküle gleichzeitig in Kontakt mit den inneren Poren des Trockenmittels treten können. Gleichzeitig sind die Diffusionswege, also die Strecke, die die Moleküle vom Gasstrom bis in die Poren zurücklegen müssen, kürzer. Ergebnis: Feine Körner nehmen Feuchtigkeit besonders schnell auf. Dies ist ideal für Prozesse mit kurzen Zykluszeiten oder zeitkritischen Anwendungen, etwa im Labor oder bei Spezialtrennungen. Nachteilig ist, dass bei hohem Volumenstrom der Druckverlust steigt, weil der feine Granulatwiderstand die Strömung stärker behindert.


Druckverlust im System.

Kleinere Körnungen erhöhen den Widerstand des Gas- oder Luftstroms und verursachen damit einen höheren Druckverlust. In großen Industrieanlagen mit hohen Durchsätzen kann dies zu einem deutlich erhöhten Energieverbrauch führen. Gröbere Körnungen dagegen reduzieren diesen Druckverlust durch den geringeren Strömungswiderstand und sind daher bei großvolumigen Prozessen effizienter. 


Mechanische Stabilität.

Feine Granulate neigen zu Abrieb und Staubbildung. Das hat Konsequenzen für Filteranforderungen, Wartung und die Lebensdauer des Trockenmittels. Grobkörnige Varianten sind mechanisch stabiler, widerstandsfähiger gegenüber wiederholter Regeneration und langlebiger im Einsatz.


Diffusionswege und Adsorptionskinetik.

Die Adsorptionskinetik beschreibt, wie schnell das Trockenmittel Feuchtigkeit aufnimmt. Sie wird wesentlich von der Korngröße beeinflusst: Kleine Körnungen haben kurze Diffusionswege, wodurch die Adsorption beschleunigt wird. Größere Körnungen verlängern die Diffusionswege, was die Aufnahme verzögert, gleichzeitig aber die mechanische Stabilität erhöht.


Regeneration.

Feine Körnungen lassen sich schneller regenerieren, beispielsweise durch Erwärmung oder Druckentlastung, sind dabei aber empfindlicher gegen mechanischen Verschleiß. Gröbere Körnungen benötigen etwas längere Regenerationszeiten, behalten jedoch ihre Form und Leistung über viele Zyklen hinweg.


Feine und grobe Körnungen im Überblick

KorngrößeEigenschaftenTypische Anwendungen
Fein (1,6–2,5 mm)Große Oberfläche → schnelle Adsorption, höherer Druckverlust, mehr AbriebLabore, kleine Adsorber, kurze Zykluszeiten, Spezialtrennungen
Grob (3,0–5,0 mm)Weniger Oberfläche → langsamere Adsorption, stabil, niedriger DruckverlustIndustrielle Luft- und Gastrocknung, große Anlagen, hoher Durchsatz

Diese Tabelle zeigt, dass die Wahl der Korngröße immer ein Zusammenspiel aus Prozessgeschwindigkeit, Energieverbrauch und mechanischer Stabilität ist. Es gibt keinen „universellen“ Granulattyp – die Auswahl hängt von den spezifischen Anforderungen der Anwendung ab.


Anwendungsbeispiel: 

Wie 1mm Unterschied Prozesse spürbar effizienter macht

In der Energiebranche kommen Silicagele zum Schutz vom Isolieröl in Transformatoren zum Einsatz und verhindern dort schwerwiegende Schäden an technischen Einrichtungen und Anlagen. Sowohl Hersteller als auch Wartungs-Dienstleister setzten hier jedoch noch oft auf eine 2,0 - 5,0mm Körnung, die einen gewissen Anteil kleinerer Perlen enthält. Das Problem: Je feiner die Trockenperlen sind, umso höher wird das Risiko, dass sie sich in Folge der permanenten Vibrationen im unteren Bereich des montierten Adsorbergehäuses absetzen. Dort verstopfen sie mit der Zeit die eingebauten Filter und sorgen somit zu ungeplanten und kostenintensiven Wartungsunterbrechungen. 

Dieses Problem lässt sich einfach beheben. GIEBEL Desiccants setzt bei seinen Kunden im Transformator-Bereich auf eine etwas gröbere Körnung von 3,0 - 5,0mm. Damit wird das Absetzen des Granulats im Filter verhindert, da die einzelnen Perlen nicht mehr klein genug sind, um durchzufallen. Die Luftzirkulation im Adsorber bleibt gleich, die Filtereinheiten können ohne ungeplante Wartungen länger in Betrieb bleiben und die Adsorptionsleistung bleibt immer noch auf einem hohen Niveau. Ein einziger Millimeter kann hier einen feinen aber bedeutsamen Unterschied machen und Kosten sparen als auch Standzeiten an Anlagen signifikant erhöhen.

Silicagel mit Farbindikator in Adsorber für Einsatz in Transfornatoren


Tipps zur Auswahl der richtigen Körnung

Bei der Auswahl der optimalen Korngröße sollten folgende Aspekte berücksichtigt werden:

  • Anwendungsbereich: Labore und Spezialtrennungen profitieren von feinen Körnungen; große Industrieanlagen bevorzugen grobkörnige Varianten.
  • Strömungsgeschwindigkeit und Zykluszeit: Kurze Kontaktzeiten erfordern feine Körnungen, hohe Durchsätze grobe.
  • Platzverhältnisse und Anlagenbau: Kleine Körnungen ermöglichen kompakte Adsorber, benötigen aber stärkere Filterung.
  • Wartungsaufwand: Abriebanfällige, feine Körnungen erhöhen den Wartungsbedarf.

Die Auswahl der richtigen Korngröße ist daher immer ein Abgleich zwischen Geschwindigkeit, Effizienz, Energieverbrauch und Wartungsaufwand.


Fazit

Die Korngröße von Trockenmitteln ist ein entscheidender Parameter für die Effizienz, Lebensdauer und Prozesssicherheit von Adsorptionssystemen. Kleine Körnungen ermöglichen schnelle Adsorption und sind ideal für zeitkritische Prozesse, während grobe Körnungen mechanisch stabiler sind, einen niedrigeren Druckverlust erzeugen und sich besonders für industrielle Großanlagen eignen.

Wer die Korngröße gezielt auswählt, kann Energie sparen, Wartungsaufwand reduzieren und die Prozesssicherheit erhöhen. Bei der Auswahl sollte immer die spezifische Anwendung, der Durchsatz, die Zykluszeit und die mechanische Belastung berücksichtigt werden. So lassen sich Silicagel oder Molekularsiebe optimal einsetzen – von kleinen Laborprozessen bis hin zu großtechnischen Industrieanlagen.


Glossar.

Diffusionswege = beschreiben den Weg, den Moleküle, wie Wasser oder andere Substanzen, vom Gas- oder Flüssigkeitsstrom bis in die inneren Poren eines Trockenmittels zurücklegen müssen, bevor sie dort adsorbiert werden können. Je kürzer dieser Weg ist, desto schneller erfolgt die Adsorption.

Adsorptionsgeschwindigkeit = wie schnell das Material Feuchtigkeit aufnehmen kann

Adsorptionskinetik = der zeitliche Verlauf, in dem das Trockenmittel seine maximale Kapazität an aufgenommener Feuchtigkeit erreicht. 

Regeneration = ein gesättigtes Trockenmittel wird - typischerweise durch Erwärmung oder Druckentlastung - wieder einsatzbereit gemacht.